Aufhocker auf der Lauer
Grimoire

Aufhocker

Auch dieser Beitrag ist dem Okapi-Buch zu verdanken, denn dank seines Schauplatzes, einem kleinen, abgelegenen Dorf, gibt es darin einige Anspielungen auf lokale Folklore und Aberglauben. So ist Selmas Schwägerin Elsbeth eine Art „Dorfhexe“, die die Bewohner des Dorfes mit allerhand Wundermittelchen versorgt.

Elsbeth fängt sich an einem Punkt der Geschichte einen Aufhocker ein. Einen koboldartigen, lästigen Plagegeist, der ihr wie eine schwere Last im Nacken sitzt und ihr unerwünschte Kommentare ins Ohr sagt. Diese Beschreibung verrät schon einiges über den Ursprung des Aufhockerglaubens. Der Dämon wird häufig als Personifizierung des schlechten Gewissens gedeutet.

Es gibt aber auch ältere Erzählungen von Aufhockern, die einsamem Wanderern auflauern, meist an Brücken oder Bächen, und besonders gern nachts. Sie sind weitaus beklemmender als einfach nur lästig, und machen ohnehin müden Wanderern den Weg zusätzlich schwer. Angeblich sind schon Menschen wegen eines Aufhockers tot zusammengebrochen. Die Wurzeln dieser Geschichten scheinen mit der menschlichen Urangst vor Untoten bzw. Vampiren verknüpft zu sein, die ihren Opfern die Lebenskraft aussaugen um sich davon zu ernähren. Natürlich läuft es auch hier auf dasselbe raus: Erdrückende Sorgen und Angst („im Nacken“) als Räuber unserer Vitalität.

Wie immer ist es faszinierend zu sehen, dass sich ganz ähnliche Mythen überall auf der Welt entwickelt haben, nur unter verschiedenen Namen und mit leichten Abweichungen.

Elsbeth wird ihren Aufhocker letztlich durch ein Wärmepflaster los, das der Optiker ihr aufdrängt, weil er glaubt, sie hätte schlichtweg Nackenschmerzen. Während das Pflaster wirkt, lädt Elsbeth ihre Sorgen beim Optiker ab, und siehe da: Der Aufhocker verzieht sich. Ein amüsantes Beispiel dafür, dass wir Probleme gemeinsam lösen können, auch wenn wir wegen völlig verschiedener Weltanschauungen ein unterschiedliches Verständnis der Ursachen haben. Reden, Zuhören und Wärme bewirken manchmal wahre Wunder.

Danke für das Foto, Daniel Jensen