
„…and it wasn’t always nice“
Gestern habe ich mir Taylor Swifts Video zu einem ihrer neuen Songs angesehen: Anti-Hero. Frau Swift ist eine Art weiblicher Ed Sheeran für mich. Eigentlich zu poppig und mainstreamig für meinen Geschmack, aber über jeden Zweifel an ihrem absoluten Ausnahme-Genie erhaben. Dazu eine bewundernswerte Persönlichkeit, eine ganz andere Nummer als zum Beispiel Britney, deren Instagram-Account ich mir kürzlich mit einigem Entsetzen angeguckt habe.
Anti-Hero erinnert daran, dass Menschen, die augenscheinlich alles haben, Hirn, Körper, Mindset, Talent, Menschen wie Taylor Swift, dennoch mit genau denselben Problemen kämpfen wie wir alle. Weniger materielle Probleme, aber rein menschliche Probleme wie übersteigerte Ängste und Selbstzweifel. Dazu kommen noch ein paar andere, die mit Reichtum und Berühmtheit einher gehen. Eine der gemeinen Finten des Lebens ist der Gedanke, dass es nie genug ist. Rein theoretisch geht es immer noch etwas besser. Oder es muss noch besser werden. Ein Schippchen mehr vom Guten und weniger vom Schlechten. Und wird das morgen auch noch reichen?
Jeder hat ein individuelles, persönliches Genug. Das ideale Maß für Zufriedenheit. Manche wissen früh, wo das liegt, andere suchen ein Leben lang danach oder finden es nie. Bestimmt schwankt das auch im Laufe eines Lebens. Aber die Medien korrumpieren unser Gespür dafür. Wenn die Menschen früher wirklich glücklicher und zufriedener waren als wir, trotz wesentlich härterer Lebensumstände, dann lag das bestimmt daran, dass man damals weniger von den Superlativen und der Dekadenz im Rest der Welt wusste.
Dass inzwischen einiges am Kippen ist, sieht man nicht nur an der Offenheit (und Angrifflust) von Stars wie Taylor Swift oder Alyssa Milano. Wir wissen mittlerweile, dass die Traumfabrik Hollywood ein Schlangenloch ist. Dass unter den Royals Kinderschänder weilen, wird nicht mehr vertuscht. Beliebte Prominente landen wegen Steuersünden tatsächlich im Knast. Bibis Beauty Palace ist plötzlich nur noch ein potemkinsches Dorf. Ikarus ist allgegenwärtig.

